Jens Löw will ländlichen Raum vertreten

Veröffentlicht am 03.04.2013 in Presseecho

Schwarzwälder-Bote, 02.04.2013 

Schwarzwald-Baar-Kreis. Jens Löw will für die SPD in den Bundestag. Der in Villingen-Schwenningen geborene Forstbeamte im Kreis, seit dem Jahr 2000 Mitglied bei den Genossen, gibt in diesem Interview einen Eindruck von dem, was er in Berlin bewegen möchte.

Was hat Sie bewogen, im Bundestagswahlkampf anzutreten?

Politisch engagiere ich mich seit 19 Jahren als Gemeinderat in Brigachtal und seit 2004 im Kreisverband der SPD. In Brigachtal habe ich mich unter anderem um Bildungspolitik bemüht, war stellvertretender Elternbeiratsvorsitzender. Mein Ziel war es, Schule besser zu machen und Kindern einen optimalen Einstieg ins Berufsleben zu ermöglichen. Ich habe erfahren, wie wichtig es ist, dass man solche Themen wie Chancen- und Bildungsgerechtigkeit auch auf Bundesebene diskutiert. Es wurde dann an mich herangetragen, für den Bundestag zu kandidieren.

Aus den Reihen der SPD-Mitglieder?

Ja, und ich wurde dann mit 95 Prozent nominiert. Dass ich dann später mit einem ähnlich überzeugenden Ergebnis SPD-Kreisvorsitzender wurde, war eine glückliche Fügung.

Ist diese Kombination sinnvoll?

Es macht Sinn. Viele Aufgabengebiete des Kreisvorsitzenden sind auch für die Arbeit des Bundestagskandidaten wichtig, es ergeben sich häufig Synergien.

Sie sind zuversichtlich, dass Sie in den Bundestag einziehen werden. Was macht Sie so sicher?

Ich hatte nur sechs Monate Zeit, Netzwerkarbeit zu betreiben und habe diese Zeit genutzt. Bei 40 Listenplätzen im Land habe ich es auf Platz 23 geschafft. Die Chance, so weit nach vorne zu kommen, war extrem gering. Es ist jetzt realistisch, dass der Schwarzwald-Baar-Kreis 2013 erstmals nach Christa Lörcher auch wieder durch einen SPD-Mandatsträger im Bundestag vertreten wird.

Haben Sie mit ihr darüber gesprochen?

Christa hat viel Erfahrung. Sie ist mir eine große Hilfe und hat ihre Unterstützung zugesagt.

Die SPD im Kreis präsentierte sich in den letzten Jahren zerstritten. Ist es Ihnen gelungen, verschiedene Lager zu einen?

Das Wahlergebnis zeigt, dass ich die Flügel in der Kreis- SPD einen konnte. Meine Aufgabe sehe ich darin, die politische Diskussion zwischen den Flügeln zu moderieren und eine breite Zustimmung für die erarbeiteten Ergebnisse zu erzielen. Ich möchte versuchen, ein Mittler zu sein. Ich habe allen, insbesondere den angegliederten Ortenauer Ortsvereinen, inzwischen Rede und Antwort gestanden.

Sind Sie ein "Teamplayer"?

Ja, ich sehe mich als Mannschaftsspieler. Die ganze Arbeit ist nur zu schaffen, wenn das gesamte Team hinter einem steht. Jeden Monat veranstalten wir eine Kreisvorstandssitzung und im Januar fand außerdem eine zweitägige Klausurtagung statt, um den gesamten Vorstand sowie die Ortsvereine zeitnah zu informieren.

In welche Richtung würden Sie sich selbst einordnen?

Ich bin der "grüne Rote". Als Förster liegen mir grüne Themen seit Jahren am Herzen. Eigentlich bin ich eher der realpolitisch denkende SPD-ler. Im Zusammenhang mit dem Arbeitsmarkt, dem Thema Mindestlohn oder der Verhinderung drohender Altersarmut tendiere ich mehr nach links und habe deshalb Probleme mit der politischen Umsetzung der Agenda 2010. Hartz IV ist ein Dauerthema, das auf neue Füße gestellt werden muss das bedeutet, gravierende Fehlentwicklungen wie beispielsweise die Zunahme prekärer Arbeitsverhältnisse, Missbrauch von Leiharbeit und 1-Euro-Jobs müssen endlich nachhaltig korrigiert werden.

Was würden Sie von einem Bündnis der SPD mit den Linken halten?

Grundsätzlich gilt für mich, dass der Wähler am 22. September entscheidet. Ich finde es wichtig, nicht zu pauschalisieren, sondern Inhalte zu überprüfen. Derzeit sehe ich allerdings keine großen Gemeinsamkeiten welche eine rot-rote Koalition sinnvoll erscheinen lassen.

Wie würden Sie eine große Koalition zwischen CDU und SPD finden?

Mit einer großen Koalition hätte ich ein Problem. Die richtungsweisenden Ideen kommen oft von der SPD und werden von der CDU vereinnahmt.

Und eine Koalition von SPD und Grünen?

Dies wäre meine Wunschkoalition. Ich sehe, dass die politischen Programme sich sehr stark ergänzen.

Was wollen Sie tun, um die Menschen zu gewinnen?

Klar die klassische Palette mit verschiedenen Veranstaltungen und den klassischen Wahlständen. Ich möchte aber auch die Erstwähler ins Boot holen und werde mir überlegen, wie. Außerdem möchte ich die Wähler direkt ansprechen und werde Besuche in den Straßen der Wohnquartiere machen. Diese Besuche werden vorab angekündigt und die Bürgeranliegen für die politische Arbeit aufgegriffen.

Welche Gesprächsthemen werden Sie anbieten?

Ich finde regionale Themen wichtig, zum Beispiel die Energiewende sowie die halbherzige Umsetzung durch die schwarzgelbe Bundesregierung. Probleme, zum Beispiel durch die Vermaisung der Landschaft für die Biogasproduktion oder die Verstromung von Lebensmitteln müssen ebenso angesprochen werden, wie die Frage der sinnvollen Planung und Nutzung von Wind-, Wasser- und Sonnenenergie. 

Warum sind Sie Förster geworden?

Ich arbeite unheimlich gerne in der Natur und in der Landwirtschaft. Schon in frühester Jugend habe ich auf einem Bauernhof geholfen. Natur, Forst- und Landwirtschaft liegen mir am Herzen. Nach dem Abitur habe ich eine praktische, landwirtschaftliche Ausbildung als Fischwirt absolviert, um dann das Forststudium an der Fachhochschule zu beginnen.

Sie sind verheiratet. Ist ihre Frau ebenfalls berufstätig?

Meine Frau ist selbstständige Reiseverkehrskauffrau in Bad Dürrheim.

Dann ist Reisen wohl ein Hobby?

Wir reisen gerne und nach Möglichkeit viel. Wir haben schon viele europäische Länder besucht, waren in Spanien, Italien, Griechenland, Kroatien, Tschechien aber auch in der Türkei.

Was haben Sie sonst für Hobbys?

Ich habe meinen früheren Beruf als Forellenzüchter zum Hobby gemacht und besitze einen kleinen Teich. Außerdem fahre ich Fahrrad und Ski. Gemeinsam mit meiner Frau tanzen wir im Tanzsportclub.

Kann man Ihre Forellen kaufen?

Nein, ich produziere nur für den Eigenbedarf. Nur ab und zu bringe ich mal bei guten Bekannten Forellen mit.

In welchen Vereinen engagieren Sie sich?

Ich habe jahrelang Querflöte bei der Stadtharmonie in Villingen gespielt. Ich bin Mitglied der Katzenmusik Villingen, außerdem beim Musikverein Brigachtal und bei den Schorenhexen Brigachtal und wie schon erwähnt, gemeinsam mit meiner Frau, im TSC Villingen-Schwenningen.

Was ist Ihr Ziel als Bundestagsabgeordneter?

Ich möchte die Interessen des Wahlkreises in Berlin vertreten. Insbesondere möchte ich mich für eine gleichwertige Entwicklung des ländlichen Raumes einsetzen. Arbeitsplätze und eine gute Infrastruktur müssen auch im ländlichen Raum sichergestellt werden. Hierfür müssen die Rahmenbedingungen durch entsprechende Förderungen geschaffen, der Mittelstand gefördert und endlich das öffentliche Verkehrsangebot, Straße ebenso wie Schiene, durch konsequente Investitionen nachhaltig verbessert werden. Auch die Fluglärmbelastung der Region durch den Flughafen Zürich aufgrund des dubiosen Staatsvertrags ist ein wichtiges Thema. Die Breitbandversorgung im Kreis muss flächendeckend angeboten werden. Hierzu muss die Bundesregierung schnell die nötigen gesetzlichen Vorgaben schaffen- beziehungsweise gemeinsam mit der EU erarbeiten und entsprechende Förderprogramme bereitstellen. Dafür möchte ich mich einsetzen. Problematisch ist, dass die Metropolregionen stärker im Fokus der Politik stehen als der ländliche Raum. Wir brauchen für unsere Wirtschaft Fachkräfte.

Was sagen Sie zur Äußerung ihres Parteifreundes Nils Schmid, notfalls könne man ein Schwarzwaldtal zuwachsen lassen?

Man muss sich klar dagegen stellen, dass die Schwarzwaldtäler zuwachsen sollen. Der Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle im Schwarzwald. Ohne die Offenhaltung der Landschaft wird der Schwarzwald verlieren. Ich denke, dass Nils Schmid etwas unsensibel war, als er darauf hinweisen wollte, dass mit Blick auf die derzeit schwierige finanzielle Lage Baden-Württembergs hier keine zusätzlichen Mittel bereitgestellt werden können. Durch eine geänderte Förderungspraxis in der Landwirtschaft, bei der bestimmte Leistungen für die Gesellschaft, beispielsweise Landschaftspflege- oder Biotoppflegemaßnahmen gezielt gefördert werden, könnte man hier bestimmt viel erreichen.

Was halten Sie davon, dass die SPD den Spitzensteuersatz erhöhen will?

Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer würde besonders den Normalverdiener unverhältnismäßig stark treffen. Die Erhöhung des Spitzensteuersatzes hingegen würde diejenigen belasten, die ohnehin gut verdienen. Meiner Meinung nach sollte der Spitzensteuersatz moderat erhöht werden.
Es gibt auch noch andere Themen, zum Beispiel die Erhöhung der Erbschaftssteuer. Auch Gewinne aus Finanztransaktionen sollten stärker besteuert werden.

Die Fragen stellte Felicitas Schück
 

 

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